RP-Chef: „Es ist eine gute Zeit für gute Zeitungen“

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22. Januar 2016

Michael Bröcker spricht in Gerresheim über die Zukunft des Lokaljournalismus – Printmedien müssten alle Kanäle – print und online – nutzen, da das Internet zur Hauptinformationsquelle geworden sei. Diese These vertrat der Chefredakteur der Rheinischen Post, Michael Bröcker, in einem spannenden und kurzweiligen Vortrag zur Zukunft des Lokaljournalismus, den er gestern auf Einladung der Bürgerstiftung…

..Gerricus, der katholischen Kirchengemeinde St. Margareta und des ASG-Bildungsforums im Stiftssaal von St. Margareta hielt. Anschließend stellte er sich den Fragen des diskussionsfreudigen Publikums.

Die größte Herausforderung des Journalismus insgesamt sei es, auf die veränderten Lesegewohnheiten besonders der jungen Leser einzugehen, sagte Bröcker. Der Fehler, den die gesamte Branche der gedruckten Medien vor rund 20 Jahren gemacht habe, in digitalen Kanälen alle Inhalte kostenfrei abzugeben, sei nicht mehr rückgängig zu machen. Verglichen mit anderen Ausgaben im Alltag seien viele Internetnutzer leider noch zu wenig bereit, für digitale Inhalte angemessen zu bezahlen, so der Chefredakteur der Rheinischen Post. Selbst für die tägliche, gedruckte Zeitung wolle mancher nicht so viel ausgeben wie für eine Stunde Parken in der Innenstadt.

Michael Bröcker, Chefredakteur Rheinische Post (3.v.l.), daneben v.l. aus dem Vorstand der Bürgerstiftung Gerricus: Christina von Plate, Michael Brockerhoff (Vors.), Angelika Fröhling

Die Rheinische Post antworte auf diese Entwicklung mit drei Strategien: Die Identifikation der Leser mit der Zeitung durch relevante, regionale Berichterstattung stärken, neue Online-Angebote crossmedial mit der Zeitung vernetzen und innovative Produkte und Themen anbieten. „Wir versuchen immer wieder, neue journalistische Formen zu bringen, um ‚Heimat‘ zu erzählen, zum Beispiel indem wir Menschen eine Plattform geben, die sonst nicht in der Zeitung stehen. Oder indem wir das einzigartige Format einer Zeitungsdoppelseite nutzen, um mit besonderer visueller Umsetzung ein Thema zu erzählen. Und wir können immer wieder auch exklusive und überraschende Nachrichten bringen, noch bevor andere Zeitungen darüber berichten“, so Michael Bröcker, der seit zwei Jahren Chefredakteur der Rheinischen Post und nach eigener Aussage Lokaljournalist aus tiefstem Herzen ist. Das Format müsse dabei zunehmend egal sein – ob iPad, Zeitung, Smartphone oder Computerbildschirm. Bröcker ist sich sicher: „Wir müssen dahin, wo die Leser sind, und können nicht darauf warten, dass sie zu uns kommen.“

„Ein bisschen Demut tut uns Journalisten gut“

Die Interaktion mit der Leserschaft sei in den letzten Jahren durch E-Mail und soziale Netzwerke immer wichtiger geworden. Die Redakteure müssten sich viel schneller und mit viel mehr Feedback der Leser auseinander setzen als noch vor einigen Jahren. Auch veröffentliche die Rheinische Post viel häufiger als früher gerade auch die kritischen Stimmen. „Viele Leserbriefe stimmen in ihrer Kritik. Ein bisschen Demut tut uns Journalisten gut. Das hilft uns, noch besser zu werden“, betonte Michael Bröcker.

„Es ist eine gute Zeit für gute Zeitungen, insbesondere wenn man alle Formate zu nutzen weiß“, beschloss er den Abend und lud alle Bürger ausdrücklich ein, mit den Redakteuren in Kontakt zu treten, Themen vorzuschlagen und Kritik zu äußern. „Helfen Sie uns gerne dabei, zu erkennen, dass Ihre Geschichte eine erzählenswerte ist.