Aus den Augen – aus dem Sinn? Wie helfen wir einsamen Nachbarn?

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28. September 2016

Einsame Menschen brauchen Zuwendung und menschliche Wärme, um mit ihrem Alleinsein umgehen und es verkraften zu können. Diese Erfahrung haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Aktion „Hallo Nachbarn“ gemacht, die regelmäßig einsame Menschen besuchen. …

Einsame Menschen brauchen Zuwendung und menschliche Wärme, um mit ihrem Alleinsein umgehen und es verkraften zu können. Diese Erfahrung haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Aktion „Hallo Nachbarn“ gemacht, die regelmäßig einsame Menschen besuchen. …

„Dienstleistungen wie Pflege oder Hilfen im Haushalt sind zwar auch wichtig, aber ein Gespräch oder kleine gemeinsame Unternehmungen werden besonders stark gewünscht“, berichtete Ulrich Fezer, Leiter dieses Projektes von vision:teilen der Franziskaner, bei seinem Vortrag auf Einladung der Bürgerstiftung Gerricus und der Pfarre St. Margareta. Sein Thema „Aus den Augen – aus dem Sinn“ lenkte den Blick darauf, wie schnell Menschen in Vergessenheit geraten können.

„Es ist schwierig, an diese Menschen heranzukommen, weil sie im Verborgenen leben“, so Fezer. Beim Start des Projektes hätten Plakate mit dem Angebot und persönliche Vermittlungen geholfen, Kontakt mit den Einsamen zu bekommen. Gleichzeitig hätten sich viele Helfer gemeldet. „Die Bereitschaft, einsame Menschen zu besuchen, aus der bloßen Freude am Helfen ist groß – auch bei jüngeren Unterstützern“, so Fezer.

Das Projekt „Hallo Nachbarn“ wurde stadtweit gestartet. Nach den bisherigen Erfahrungen berge das jedoch Schwierigkeiten bei der Vermittlung der Besuche. „Bei zu großen Entfernungen ist der Zeitaufwand für ein Treffen zu groß“, so Fezer. Nähe sei hilfreich für Kontakte, vor allem, wenn die Besonderheiten des Wohnquartiers bekannt seien. Das bestätigte Mareen Westhoff von der evangelischen Osterkirchengemeinde.

v.l.: Michael Brockerhoff (Bürgerstiftung Gerricus), Susanne Schick und Ulrich Fezer („Hallo Nachbarn“), Foto: Bürgerstiftung Gerricus

Sie ist Quartiersmanagerin für Düsseltal und Grafenberg und leitet die Initiative „Nachbarschaft stiften“. Für gemeinsame Unternehmungen könnten die Angebote im Stadtteil genutzt werden, beispielsweise die Pfarrbücherei der Gemeinde St. Ursula. „Ein Schwerpunkt ist die Vermittlung von Lesepatenschaften“, berichtete sie.

Eine der Aufgaben von „Nachbarschaft stiften“ wie auch von „Hallo Nachbarn“ ist es, die Ehrenamtlichen und Einsamen zusammenzubringen und dabei darauf zu achten, dass sie persönlich zueinander passen würden. Die Ehrenamtlichen könnten nicht einfach losgeschickt werden, sondern müssten die Lebensumstände und die Erwartungen der Besuchten zumindest in groben Zügen kennen. „Und es muss klar sein, dass die Ehrenamtlichen nicht die Arbeit von professionellen Diensten leisten können und dürfen, beispielsweise Sozialberatung oder medizinische Hinweise“, stellte Fezer fest. Die Stärke und die Bedeutung der Ehrenamtlichen liegen darin, einfach für die Einsamen da zu sein und ihnen die ersehnte Aufmerksamkeit und Zuwendung entgegen zu bringen.