Sjaella und Quartonal begeistern mit ernstem Thema

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15. Januar 2018
„Das war keine einfache Kost“, gab Christoph Behm am Ende des Konzerts am Sonntagabend in der Basilika St. Margareta zu. Der Bariton von Quartonal bedankte sich beim Publikum dafür, dass es „die Momente der Spannung ausgehalten“ und „den Bogen der Meditation aufrecht erhalten“ habe. In der Tat hatten die rund 400 Zuhörer dem gemeinsamen Vokalkonzert von Sjaella und Quartonal, das unter dem Thema „Krieg und Frieden“ stand, außergewöhnlich andächtig und still gelauscht und alles Räuspern und Husten in die kurzen Pausen zwischen den Stücken verlegt. Erst nachdem der letzte Ton der letzten Stücks schon eine ganze Weile verklungen war, brach es aus den Zuhörer heraus: Sie erhoben sich von den Plätzen und feierten mit tosendem Applaus (und gezückten Smartphones) die zehn jungen Sängerinnen und Sänger, die sichtlich bewegt waren.

Tenor Florian Sievers bei seiner Einführung in das Konzert „Krieg und Frieden“ von Sjaella und Quartonal

Es war das erste gemeinsame Konzert in Düsseldorf und bundesweit die dritte Aufführung von „Krieg und Frieden“ der beiden erfolgreichen und preisgekrönten Vokalensembles aus Leipzig (Sjaella) und Hamburg (Quartonal). Das Programm – vier- bis zehnstimmige Werke des 20. und 21. Jahrhunderts – sei „nachdenklicher geworden als sonst“, erklärte Quartonal-Tenor Florian Sievers zur Einführung. Die sechs Frauen und die vier Männer haben sich schon vor einigen Jahren zusammengefunden. Für die aktuelle Konzertreihe wählten sie Stücke aus, die „uns gesellschaftlich gerade beschäftigen“, so Sievers.

In der einzigartigen Atmosphäre der von Kerzen und Lichtinstallationen feierlich illuminierten, romanischen Kirche zeigten die beiden Ensembles ihre vielfältigen anspruchsvollen klanglichen Facetten, die den Zuhörern direkt unter die Haut gingen. Herbe Vertonungen wie die eines Hölderlin-Textes wechselten mit sphärischen Klangstücken wie „Da pacem domine“ von Arvo Pärt, der sein Stück den Opfern des Bombenattentats in Madrid im Jahr 2004 widmete.

Die Sjaella-Sängerinnen beeindruckten wieder mit glasklaren, himmelsgleichen Stimmen.

Die Zuhörer – einige waren aus Dormagen und Mönchengladbach angereist – zeigten sich von dem eindringlichen Programm begeistert. Viele lobten im Anschluss die sängerische Perfektion und die hingebungsvolle Art der Interpretationen. Manch einer nahm die Stimmung in der Kirche als „regelrecht geladen“ wahr. Ein Zuhörer sprach von einem „Juwel“ und betonte, dass es sich „mehr als gelohnt“ habe, das „von sympathischen Sängern und Sängerinnen in sympathischer Form dargebotene Konzert“ zu besuchen. Dass Sjaella und Quartonal mehrmals den Standort wechselten, sich mal hinten am Ausgang oder auch im Gang im Mittelschiff positionierten, und nicht ausschließlich zu zehnt, sondern auch als Sextett und als Quartett auftraten, kam bei den Konzertbesuchern sehr gut an.

Gesang auf höchstem Niveau – die vier Quartonal-Sänger aus Hamburg

Doch nicht nur die „Laien“ im Publikum waren an dem Abend begeistert. Auch die „Profis“ zeigten sich beeindruckt: „Scheinbar mühelos verschmolzen die beiden Ensembles zu einem völlig homogenen Klangkörper“, sagte Klaus Wallrath, Musikdirektor und Kirchenmusiker der Kirchengemeinde St. Margareta. Er hob vor allem die „klangliche Ausgewogenheit, die feinen dynamischen Abstufungen und der klare Artikulation“ hervor. „Selbst bei technisch hochkomplexen Werken von Thomas Jennefeldt und Frederik Sixten bewegten sich Sjaella und Quartonal auf allerhöchstem Niveau“, betonte Wallrath und ergänzte: „Dass sie dabei aber auch noch ein tief durchdachtes Programm entworfen und mit beeindruckender Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit interpretiert haben, wurde an diesem Abend in berührender Weise spürbar und hat vermutlich niemanden im zahlreichen Publikum kalt gelassen.“

Initiiert und organisiert wurde das Konzert von der Bürgerstiftung Gerricus und dem Förderkreis für Musik an St. Margareta. Die Mitglieder des Jugendkammerchores der Chorschule St. Margareta unterstützten mit einem Getränkestand im mittelalterlichen Kreuzgang, der trotz der frischen Temperaturen in der Pause gut besucht war.

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, interviewt von Barbara Krug, lobte die Projekte der Bürgerstiftung Gerricus.

Das Konzert war zugleich der Auftakt in das „Jubiläumsjahr“ der Bürgerstiftung Gerricus. Die Stiftung wurde 2008 von engagierten Mitgliedern der Kirchengemeinde St. Margareta gegründet und feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Barbara Krug, die ehemalige Vorstandsvorsitzende und Mitbegründerin der Bürgerstiftung Gerricus, fragte zu Beginn des Abends in einer Art „Kurzinterview“ Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, den leitenden Pfarrer Oliver Boss, den derzeitigen Vorstandsvorsitzenden der Bürgerstiftung Gerricus Michael Brockerhoff und Kirchenmusiker Klaus Wallrath nach dem aktuellen Lieblingsprojekt der Stiftung. „Alle Projekte sind toll“, sagte Hintzsche, der auch Sozialdezernent der Stadt Düsseldorf ist. Doch finde er die von der Bürgerstiftung Gerricus geförderte Gerresheimer Caritas-Diakonie-Sprechstunde „herausragend, weil sie einen wichtigen Beitrag für Familien in Not“ leiste. Pfarrer Boss nannte die geplante Umgestaltung des Eingangsbereich der Basilika St. Margareta, Michael Brockerhoff kündigte die Schaffung einer Vollzeitstelle für eine Seniorenreferentin/einen Seniorenreferenten an und Klaus Wallrath war dankbar für die bereits zugesagte Unterstützung eines Konzerts des Jugendkammerchors in Moskau im kommenden Sommer. All das zeigt: Auch in ihrem Jubiläumsjahr hat sich die Bürgerstiftung Gerricus wieder viel vorgenommen.

Alle Fotos: Sibylle Pietrek