Erziehung braucht Herzenswärme

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02. Februar 2018

Rund 100 Besucher hörten gespannt dem lebendigen Vortrag von Pädagoge Dr. Udo Baer zu.

Erziehung ist Herzenssache. Neben pädagogischen Regeln aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse ist Herzenswärme als Richtschnur für die Erziehung, ist das Einfühlen in die Persönlichkeit des Kindes von mindestens ebenso großer Bedeutung für das Heranreifen der Kinder. Deshalb sind Verhaltensweisen im Umgang mit Kindern auch als Geschenke zu sehen, für die Erwachsene keine Gegenleistung, kein Anspruch auf erwünschtes Verhalten der Kinder verlangen.

Diese Sicht der Erziehung zog sich wie ein roter Faden durch den Vortrag und das Gespräch mit Dr. Udo Baer, der auf Einladung der Bürgerstiftung Gerricus, des Familienzentrums St. Margareta und des ASG-Bildungsforums im Stiftssaal von St. Margareta darlegte, „Was Kinder brauchen – 7 Geschenke, die Sie Kindern machen können, damit sie eine sichere Bindung zu Menschen entwickeln“ – so das Thema.

Dr. Udo Baer nannte in seinem Vortrag viele Beispiele aus dem Umgang mit seinen eigenen Kindern.

Aus seinem reichen Erfahrungsschatz beschrieb der Diplom-Pädagoge mit vielen anschaulichen, packenden Beispielen, die die rund 100 Besucher fesselten, Verhaltensweisen im Alltag, mit denen Kinder in ihrem Leben beschenkt werden können.

Ein Geschenk ist das Leben und Zeigen von Gefühlen, beispielsweise Freude, aber auch Ärger oder Trauer. Das Kind muss erfahren, wie Eltern sich fühlen, und soll erfahren, dass es auch selbst seine Gefühle äußern kann. Durch Gefühle werden Verbindungen zu Menschen ausgedrückt.

Das Interesse für ein Kind ist das zweite Geschenk. Damit ist nicht nur das Interesse an Leistungen gemeint, sondern die Aufmerksamkeit für alles, was das Kind im Alltag erlebt. Kinder erwarten Interesse, so Baer, deshalb seien auch stetige Nachfragen wichtig. Eltern sollten nicht locker lassen, wenn sie bemerken, dass ihr Kind etwas bewegt.

Wahrhaftigkeit ist das dritte Geschenk. Lügen sei tabu. Aber es müsse nicht alles gesagt werden. Es reiche, wenn ein Erwachsener beispielsweise ganz allgemein äußere, dass er gerade Probleme habe, so Baer. Aber dann immer mit der klaren Ansage an das Kind: „Du bist nicht der Grund!“. Beim Zusammenleben ist es wichtig, mal Nähe zu zeigen, mal Distanz zu halten. Ähnlich wie ein Boxer im Kampf tänzelt. Das ist das vierte Geschenk. Das fünfte Geschenk ist der Halt und die Sicherheit, die ein Erwachsener dem Kind gibt. Das Kind muss spüren, dass die Eltern ihm vertrauen, dass sie hinter ihm stehen, dass sie Partei ergreifen und erst einmal zuhören, aus welchem Grund ein Kind etwas macht. Halt und Sicherheit bedeute auch Geborgenheit, und die sei ein Schutz, so Baer.

Nancy Stephan (ASG-Bildungsforum), Referent Dr. Udo Baer, Michael Brockerhoff (Bürgerstiftung Gerricus)

Beim Eingehen auf das Kind sollen die Eltern ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht aufgeben, sondern zeigen. Sie müssen Vorbild sein, und sind es auch ungewollt in allem, was sie tun, erklärte Baer. Deshalb sollten Eltern deutlich machen, welche Vorlieben sie haben, was sie gerne tun, wie sie sich selbst ernst nehmen. Mit diesem sechsten Geschenk werde Kindern deutlich, dass jeder Vorlieben und Wünsche habe und äußern soll.

Zwangsläufig gibt es im Zusammenleben auch Gegensätze – unterschiedliche Gefühle, verschiedene Interessen, Unterstützung und Kritik, Angst und Zuversicht. Wenn solche Gegensätze aufgefangen werden, wenn zwei Aspekte zugelassen werden, wenn – so Udo Baer – „das große UND gelebt wird“, bekomme ein Kind das siebte Geschenk. Generell betrachtet kommt das große UND zum Tragen, wenn die Eltern und Erzieher pädagogische Regeln beachten UND gleichzeitig auf ihr Herz hören.