Mehr Zusammenarbeit im Stadtteil

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14. September 2018
Es fehlte ihm nicht an aufrüttelnden Worten. Loring Sittler, ehemaliger Vorstand des Generali Zukunftsfonds ist überzeugt: „Die Menschen werden immer älter, und wir müssen uns jetzt überlegen, wie wir in fünf bis zehn Jahren leben wollen.“

Barbara Krug (l., Bürgerstiftung Gerricus) und Petra Wienß (verantwortlich für die Stadtbezirkskonferenz 7 für Senioren ) mit Referent Loring Sittler

Sittler, der am Dienstagabend im Stiftssaal von St. Margareta auf Einladung von Bürgerstiftung Gerricus, Stadtbezirkskonferenz 7 für Senioren und der Kirchengemeinde St. Margareta einen Vortrag über die „Zukunft in Gerresheim – lebenswert durch engagiertes Miteinander“ hielt, sagte klar: „Jeder von uns hat eine Mitverantwortung und sollte freiwillig einen Beitrag leisten.“ Der Staat allein könne die riesigen Probleme einer älter werdenden Gesellschaft nicht lösen. „Wir sind aufgerufen, Brandstifter zu sein und aktiv zu werden“, so Loring Sittler, der das Publikum daher ganz bewusst statt mit „sehr geehrte Damen und Herren“ mit „sehr geehrte Gemeinwohlproduzentinnen und Gemeinwohlproduzenten“ ansprach.

Für den 67-Jährigen, der während seiner Tätigkeit bei der Versicherung Generali u.a. an der Herausgabe einer bundesweiten Altersstudie beteiligt war, liegen die Fakten seit langem auf dem Tisch: In Zukunft wird es viel mehr Rentner als Einzahler in die Rentenkasse geben – und das bei erheblich längerer Rentenbezugszeit. „Da ist dringend mehr Zusammenarbeit für strategisch wichtige Ziele gefordert“, so Sittler.

Deshalb müssten sich die Akteure vor Ort aus Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft heute schon Gedanken machen, wie ältere Bürgerinnen und Bürger, vereinsamte Hochaltrige und demenziell veränderte Menschen weiterhin am Leben im Stadtteil teilhaben können und was für die Daseinsvorsorge getan werden kann. Dabei nannte er als Beispiele Nachbarschaftshilfen und Genossenschaften sowie Initiativen, die mit dem Aufkauf von leeren Wohnungen der Wohnungsnot für Ältere vorbeugten. Auch Bürgerstiftungen könnten gut Projekte anstoßen, da sie in ihren Entscheidungen oft freier seien und nicht – wie so mancher Politiker – in Legislaturperioden dächten.

Konkret gab der Vater von fünf Kindern, der sich seit Schülertagen selbst bürgerschaftlich engagiert und viele Initiativen angestoßen hat, den Tipp, bei einem neuen Projekt auf diese Faktoren zu achten: gute Kommunikation, Kooperation (sein Beispiel: in Nürnberg helfen neun Unternehmen zusammen mit der Stadt beim Quartiersmanagement in neun Wohnvierteln), gutes Wissensmanagement („von anderen lernen“) und professionelle Organisation durch Hauptamtliche. Loring Sittler gab jedoch auch zu, dass es meist einer engagierten, charismatischen Person bedarf, die das ganze Projekt in die Hand nehme. Und: „Man muss dicke Bretter bohren und mit Frust umgehen können.“ Doch viele kleine Schritte führten letzten Endes zum Erfolg.

Den ausformulierten Vortrag von Loring Sittler finden Sie hier als PDF-Dokument:
2018-09-11 Sittler BSt Gerricus-1

Mehr über den „Berater für alle Fragen des gesellschaftlichen Wandels“ finden Sie hier.